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Einführungsrede Robert Jordan, Vorsitzender Kunst.Neuss e.V. und Kurator der Ausstellung.

Robert Jordan bei seiner Rede

Lieber Bürgermeister Krützen, lieber Pater Prior, meine Damen Und Herren,

gerade habe ich eine Erzählung des schwedischen Schriftstellers Ake Edwardson gelesen. Das Buch trägt den Titel „Die Schwalben fliegen so hoch, dass man sie kaum sehen kann“. Darin fand ich eine Aussage, die ich zu unserem Thema passend hier zitieren möchte:
„Wenn ich etwas verstanden habe, dann das, Leben ist die Zeit, die man hat, und was man aus ihr macht. Es ist die Zeit und nichts weiter. Die man besser oder weniger gut nutzt. Oder verbraucht. Und das ist schlechter, oder? Es ist schlechter, etwas zu verbrauchen, als es zu nutzen, oder?“

Wir verbringen hier gerade Lebenszeit miteinander. Und nutzen Sie für die Kunst.  Die Sonnenuhr ist unser Ausgangssymbol für die heutige Ausstellung, bewusst für diesen Tag gewählt. Die Erweiterung des Themas auf ‚Zeit ist Lebens.Lebenszeit‘ sollte den Künstlerinnen und Künstlern eine Interpretationsebene eröffnen.

Als meine Frau und ich Anfang diesen Jahres für sechs Wochen in Urlaub fuhren, hatten wir eine lange Zeit vor uns. Dennoch haben wir uns nach der Rückkehr gefragt: Wo sind die sechs Wochen geblieben? Was haben wir eigentlich so lange gemacht? Zum Glück hatte meine Frau Tagebuch geführt und anhand der Einträge konnten wir die Urlaubszeit nachvollziehen.

Eine unserer Kunsthandwerkerinnen, Sofie Schwickerath, teilte mir im Vorfeld der Jurierung dieser Ausstellung mit: ‚Ich kann nicht teilnehmen. Ich habe keine Exponate, außer vielleicht Tagebücher.‘ Meine Antwort war: Super! Tagebücher sind eine tolle Idee im Zusammenhang mit unserem Thema. Und so haben immerhin 28 Künstlerinnen und Künstler ihre ganz individuellen Ideen entwickelt und in Kunstwerke umgesetzt.

Am 18.08. fand unser Jurierungstag hier im Koster statt. Alle Bewerberinnen und Bewerber konnten bis zu vier Themen bezogene Arbeiten einreichen. Die Kunstwissenschaftlerin Dr. Laura Flöter aus Meerbusch hat gemeinsam mit mir und assistiert von drei weiteren Vorstandsmitgliedern die Auswahl vorgenommen. Am vergangenen Montag wurde die Ausstellung nun in den Fluren installiert. An den Wänden, die in früheren Ausstellungen zwei oder vier Künstlern, einmal auch acht Künstlern zur Verfügung stand, mussten nun 28 Platz finden. Zwei Drittel meines vorher gefertigten theoretischen Hängeplans konnten umgesetzt werden, ein Drittel wurde in einem kreativen Chaosprozess zu einem guten Ergebnis gebracht. Vielen Dank an dieser Stelle für die praktische Hilfe an Martin und Ernst.

Weitere 15 Arbeiten befinden sich in unserer nur heute stattfindenden outdoor-Installation an der Sonnenuhr im Park. Auch hier empfehle ich nachher einen Besuch. Bis ca. 20 Uhr sind die Exponate dort zu sehen.

Es ist im Rahmen dieser Einführungsrede aus zeitlichen Gründen unmöglich, auf alle diese wunderbaren Kunstwerke, deren Techniken und individuellen Ausformungen einzugehen.

Auch kann ich leider nicht 28 Viten der beteiligten Künstler hier vortragen. Sie finden aber eine ausgelegte Künstlerliste und die Kennzeichnung der Exponate an den einzelnen Werken. Im übrigen wird Pater Prior traditionell im Anschluss seine inhaltliche Interpretation zur Ausstellung vortragen, sodass ich an dieser Stelle darauf verzichten kann.

Aber ich möchte Ihnen wenigstens die Namen der Beteiligten nennen und diese, sofern anwesend, bitten, zu mir nach vorne zu kommen.

Zunächst die Mitglieder des Kunst.Neuss e.V.:

Bildermacher Michael Müller.

Fotografen Amédé Ackermann, Susanne Altweger, Hilla Baecker, Marcus Metzner, Susanne Reinert.

Kunsthandwerkerinnen Yolande Schuster-Willockx, Sofie Schwickerath.

Maler Durra Aziz, Gisela Fritze, Irene Groß-Steffen, Jutta Jung, Dzintar Kalnin, Heike Kleffmann, Angelika Kleinsorge, Isabel Josefine Kovac, Ruth Kruschat, Peter Lopski, Inge Martin, Silja Meier, Petra Missal, Heike Plohs, Erika Schlee, Elke Weiers.

Bildhauer Volker Sternberg.

Unsere Gastaussteller sind:
Malerinnen Hella Arens, Olivia Bongs, Susanne Pfefferkorn.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit und übergebe das Mikrofon an den Hausherrn, Pater Prior Bruno Robeck.

Grußwort von Pater Prior Bruno Robeck OCist, Oberer des Priorates Kloster Langwaden.

Pater Prior bei seiner Rede Zeit ist Leben

Der spirituelle Impuls für den Oktober 2019

 

Die Zeit ist… – Ja, was ist die Zeit? Die Zeit ist relativ“, sagt der Physiker Albert Einstein. „Die Zeit ist reif“, sagt der weitgereiste Personalvermittler Robert Half. „Die Zeit ist Gnade“, sagt ein Jubilar. „Die Zeit ist kurz“, sagt der evangelische Liederdichter Bernhard Harder (+ 1884). „Zeit ist Geld“, sagt US-amerikanische Unternehmer und Politiker Benjamin Franklin (+ 1790). „Die Zeit ist um“, lautet der Filmtitel eines US-amerikanischen-französischen Filmdramas.

„Sonnenuhr _ Zeit ist Leben. Lebenszeit.“, so haben wir unsere Herbstausstellung genannt. Zeit ist Leben. Für Zeit und Leben gelten dieselben Erfahrungshorizonte: Auch das Leben kann kurz oder lang sein; es kann gerade erst so richtig losgehen oder bereits um sein; es kann reifend oder reif sein; es kann durch Geld als selbst verdient oder durch Gnade als frei geschenkt empfunden werden.

Wie wir Zeit und Leben erfahren, ist sehr unterschiedlich. Von dieser Verschiedenheit erzählt unsere Ausstellung. Mich fasziniert besonders, dass unsere Sonnenuhr der Auslöser zu dieser Ausstellung war. Unsere Sonnenuhr ist dabei selbst auch ein Kunstwerk. Nicht nur, dass es der Grundkenntnisse der astronomischen und mathematischen Kunst bedarf, um eine Sonnenuhr zu konstruieren. Die bewusste Auswahl des Ortes und die konkrete Ausgestaltung der Sonnenuhr erheben ebenfalls künstlerischen Anspruch.

Das künstlerische Schaffen beim Bau der Sonnenuhr ist aber immer abhängig von den Gegebenheiten der Natur. Die Sonnenuhr visualisiert den natürlichen Lauf der Sonne und stellt ihn künstlerisch als Zeitablauf dar. Das Kunstwerk bleibt auf die Natur angewiesen: Ohne Sonne keine Sonnenuhr. Ohne Sonnenschein keine Zeitanzeige. Wir bleiben abhängig von der Natur trotz des künstlerischen Schaffens. Das ist die eine Tatsache des Kunstwerkes „Sonnenuhr“. Wir Menschen können uns nicht von der Erde und ihren Gegebenheiten lösen. Und doch prägen wir durch das künstlerische Schaffen unser Zeitempfinden und unser Verhältnis zur Natur. Das ist die andere Tatsache des Kunstwerkes „Sonnenuhr“. Natur und Kultur gehören zusammen.

Darum haben wir auch den Termin zur Ausstellungseröffnung bewusst gewählt: Nüchtern betrachtet liegt der 21.September in der unmittelbaren Nähe zur Tag- und Nachtgleiche: Am Montag, dem 23.September 2019 dauern bei uns Tag- und Nacht jeweils 12 Stunden und halten sich somit die Waage: ein Gleichgewicht, das nicht bleiben wird. Schauen wir nur punktuell auf diesen Gleichstand, sehen wir nur Ausgeglichenheit. Für uns ist jedoch klar: Die Tage werden kürzer, die Nächte länger. Im nächsten Frühjahr werden wir wieder dasselbe Phänomen der Tag- und Nachtgleiche erleben: Am 20.März nächsten Jahres werden sich Tag und Nacht wieder die Waage halten. Danach verläuft die Entwicklung aber andersherum: Das Gleichgewicht wird zugunsten des Lichtes aufgelöst werden.

Wer möchte, kann aus dieser natürlichen Tatsache eine spirituelle Lebenskunst entwickeln: Zeit lässt sich nicht festhalten. Es wird Zeiten geben, die wir als ausgeglichen erfahren werden. Sie lassen sich nicht festhalten. Wie die ausgeglichene Zeit gekommen ist, so wird sie wieder vergehen, und wie sie vergangen ist, so wird sie wiederkommen. Wenn wir die Zeit – die uns gegebene Lebenszeit – bewusst erleben, können wir etwas lernen und zu Lebenskünstlern werden.

Ich würde mich freuen, wenn unsere diesjährige Herbstausstellung allen, die sie besuchen, Anregungen mitgibt, wie sie ihre Lebenszeit als Zeit zum guten und erfüllten Leben erfahren können.

Einführungsrede Klaus Krützen, Bürgermeister von Grevenbroich und Schirmherr​ der Ausstellung.

Bürgermeister Grützen bei seiner Rede

Sehr geehrter Pater Robeck, sehr geehrter Herr Seimetz, sehr geehrter Herr Jordan, liebe Künsterinnen und Künstler, liebe Gäste,

Das Kloster Langwaden hat sich in den letzten Jahren als Ort für zeitgenössische Kunst etabliert. 
Heute wird bereits die siebte Ausstellung in Folge eröffnet, alle kuratiert von Robert Jordan.

Von Einzel- bis zu größeren Gruppenausstellungen konnten hier zahlreiche Kunstwerke bewundert werden. Die umfangreichste Präsentation startet heute.

Zu Gast ist der Verein Kunst.Neuss mit 25 Mitgliedern und 3 Gastausstellern.

Der Kunst.Neuss e.V. – bis zum letzten Jahr noch als ‚Neusser Künstlerkreis‘ bezeichnet, besteht als Zusammenschluss von Künstlerinnen und Künstlern aus der Region seit mehr als dreißig Jahren. 

Mit einer Reform der inneren Strukturen und des Außenauftritts hat sich der Vorstand um Robert Jordan als Vorsitzender und Dr. Susanne Altweger-Minet als zweite Vorsitzende auch neue Ziele gesetzt. Dazu gehört es, ungewöhnliche Orte für Kunstausstellungen zu finden. 
Ein solcher besonderer Ort ist eben auch das Kloster Langwaden, wo Pater Prior Bruno Robeck und Geschäftsführer Alois Seimetz die Kunst gerne aufnehmen.
Ausgangspunkt für die aktuelle Ausstellung ist die Sonnenuhr im Park des Klosters, welche im Frühjahr diesen Jahres installiert wurde. 

Zeit ist Leben und eben Lebenszeit – dazu haben die 28 Künstlerinnen und Künstler gearbeitet und zeigen nun insgesamt 60 Exponate im Hause und für den heutigen Tag zusätzlich fünfzehn Exponate draußen an der Sonnenuhr. Malerei, Fotografie, Bildhauerei und Kunsthandwerk in Form von Buchbinderei und Filzarbeit sind die Bestandteile.

Ich freue mich sehr, die Künstlerinnen und Künstler aus Neuss und der näheren Region auf dem Gebiet der Stadt Grevenbroich begrüßen zu dürfen. 

Gerne habe ich die Funktion der Schirmherrschaft übernommen und freue mich über das Interesse, dass Sie als Publikum uns zeigen. Der Ausstellung wünsche ich viel Erfolg und erkläre diese hiermit als eröffnet.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!    

Fotos: Ernst Neugebauer

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